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Oblate zu sein, das gibt mir Erfüllung und Glück

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Christus hört nicht auf, Menschen in seine Nachfolge und zur Verkündigung seines Reiches zu berufen.

Satzungen & Regeln, 52

Pater Piotr Depta OMI wurde 1995 in Tarnowskie Góry (Tarnowitz) in Polen geboren und ist in Schlesien aufgewachsen. 2015 legte er seine ersten Gelübde und 2019 die ewigen Gelübde ab. Er studierte Philosophie und Theologie in Obra in Polen schloss das Studium 2021 ab. 2020 wurde er zum Diakon und 2021 zum Priester geweiht. Nach der Priesterweihe arbeitet er als Migrantenseelsorger im Bruxelles (Brüssel) in Belgien. Seit 2022 lebt er im Jugendkloster in Fulda und ist Mitarbeiter Priester im Bistum Fulda.

Was bedeutet für dich erfülltes Leben?

Als ich mich entschieden habe, Priester zu werden, habe ich gespürt: Priester, Ordensmann, Oblate zu sein, das gibt mir Erfüllung und Glück. Ich kann im Alltag Gott begegnen und diese Erfahrung mit Menschen teilen. Wenn ich nicht Oblate wäre, dann könnte ich nicht so für die Menschen da sein.

 

Was bedeutet für dich Berufung?

Berufung ist die Antwort auf eine Einladung Gottes.

 

Wie hat sich deine Berufung entfaltet?

Der Moment, in der ich meine Berufung entdeckt habe, war auf Exerzitien mit den Oblaten. Damals habe ich mich gefragt, was ich in meinem Leben sein möchte: Priester, Familienvater, Wissenschaftler.

Als Kind mussten wir häufig wegen des Berufs meiner Eltern umziehen. Für mich war daher die Kirche sehr wichtig; dort habe ich gespürt: Ich bin zu Hause. Als Jugendlicher habe ich erstmals Missionare getroffen, die von ihrer Arbeit in Madagaskar erzählt haben. Das waren Oblaten. Davon war ich sehr beeindruckt.

Ich habe dann aber die Begeisterung für die Kirche etwas verloren, weil ich mich ganz auf meinen Berufswunsch Physiker und Ingenieur fokussiert habe.

Ein Freund hat mich noch vor dem Abitur zu einem Festival eingeladen. Und ich habe jede Woche mehr Details erfahren: Wir fahren zelten, wir fahren an die Grenze zu Belarus. Erst kurz vorher hat er mir erzählt, dass es sich um ein religiöses Fest handelt, gestaltet von Oblaten.

Ab der Zeit bin ich immer wieder auf Fahrten, Fortbildungen oder Exerzitien der Gemeinschaft gefahren.

Meine Frage bei meinen ersten Exerzitien war: Für welches Studium soll ich mich einschreiben: mit einem physikalischem oder einem Ingenieur-Schwerpunkt. Danach war ich sauer, denn ich habe keine Antwort bekommen. Ich bin ein zweites Mal gefahren. Da kam aber die Frage, ob ich Oblate werden möchte. Dafür habe ich mich entschieden.

Die Voraussetzungen haben mich sehr beschäftigt: Armut war für mich kein Problem. Das habe ich als Freiheit wahrgenommen und als Chance, das Leben der Menschen zu teilen. Auch der Gehorsam schenkt mir Freiheit. Die Oberen kennen mich und sie wollen mich gut einsetzen. Das schenkt eine erweiterte Perspektive. Der Gehorsam hat mir mehrfach geholfen, mich auf etwas Neues einzulassen. Bei einigen Aufgaben habe ich mir gedacht: Das ist nichts für mich. Und später habe ich gemerkt: Das passt zu mir. Über das Gelübde der Keuschheit habe ich länger nachgedacht. Dabei ist mir klar geworden: Ich möchte mich ganz meiner Mission hingeben. Das wird durch das Gelübde der Keuschheit einfacher. Es hilft mir, mit Menschen Beziehungen einzugehen, sie aber nicht an mich zu binden, sondern sie in ihrer Freiheit zu lassen.

Nach dem Abitur bin ich zu den Oblaten gegangen. Das war für meine Familie nicht einfach: Die einen hatten gehofft, dass ich den elterlichen Betrieb übernehme. Und die anderen konnten es sich nicht vorstellen, dass ich Priester werde, denn ich hatte vorher Freundinnen.

 

Kannst du von einem besonderen Moment berichten, der deine Berufung gestärkt hat?

Es gibt ein großes Outdoor-Festival in Polen. Das hat nichts mit Kirche zu tun. Aber die Oblaten sind dorthin gegangen, um Gespräche über den Glauben anzubieten. Während meines Studiums war ich auch dabei. Dabei habe ich gemerkt: Solche Begegnungen sind für mich so wichtig, das möchte ich nicht aufgeben.

Meine Schulkameraden haben zunächst nicht verstanden, dass ich Oblate werden wollte. Denn meine Schule war nicht christlich geprägt. Wenn man dort über den Glauben reden wollte, traf das auf Ablehnung. Für alle war klar, dass ich später Physik studiere. Als ich ihnen dann erzählt habe, dass ich Oblate werde, war es für sie ein Schock. Die Freundschaften brachen ab. Aber ich habe sie trotzdem zu meiner Primizfeier eingeladen. Ich war überrascht, dass sie alle zugesagt haben – mittlerweile fanden sie es gut, dass ich Priester geworden bin.

 

Welche Rolle spielt die Gemeinschaft bei der Bestärkung deiner Berufung?

Wenn die Oblaten nicht in Gemeinschaft leben würden, hätte ich mich nicht dazu entschieden, diesen Weg zu gehen. Als Weltpriester wollte ich nicht leben. Bei uns Oblaten ist die Gemeinschaft Teil der Berufung.

 

Was verstehst du unter dem Begriff Berufungspastoral?

Alle Tätigkeiten, die man als Kirche vollzieht, sind darauf ausgerichtet, den Menschen zu helfen, das zu finden, was ihnen Erfüllung gibt.

 

Wie kann die Berufungspastoral jungen Menschen helfen, ihre eigene Berufung zu erkennen und zu leben?

Jugendpastoral ist vor allem Beziehungspastoral. Wir machen Angebote, bei denen Beziehungen entstehen. Dadurch kann Vertrauen entstehen. Dann kann man Fragen stellen. Es heißt bei uns „Mission mit der Jugend“. Wir sagen den Jugendlichen nicht, was sie machen sollen. Wenn wir den Leuten vertrauen, dann wird auch uns Vertrauen entgegengebracht. Und dann kann man sich begeistern lassen.

Das Gespräch führte Maximilian Röll