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Berufung bedeutet für mich Abenteuer mit Gott

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Christus hört nicht auf, Menschen in seine Nachfolge und zur Verkündigung seines Reiches zu berufen

 

Satzungen & Regeln, 52

Kurzbiographie

Pater Bartlomiej Cytrycki kam aus Lubliniec (Oberschlesien) und seit 19 Jahre ist Oblate. Seine missionarische Erfahrung als Oblate sammelte er in Breslau, Ziegenhain-Schwalmstadt und seit 2018 in Fulda. Seit 2020 leitet er Berufungsteam und seit 2021 das OMI-Jugendkloster in Fulda. In der Freizeit fährt er gerne Fahrrad und wandert. Er freut sich immer auf die Begegnung mit Menschen.

Was bedeutet für dich erfülltes Leben?

Wenn ich am richtigen Platz bin, innere Freude und Zufriedenheit spüre; ich weiß, was ich tue und wieso ich es tue; meine Tätigkeiten mir Spaß machen.

 

Was bedeutet für dich Berufung?

Berufung bedeutet für mich Abenteuer mit Gott. Ich mache mich mit Gott auf den Weg. Ich gestalte mein Leben mit Ihm.

 

Wie hat sich deine persönliche Berufung entfaltet?

Ich komme aus einer katholischen Familie in Oberschlesien in Polen. Nach meiner Erstkommunion wollte ich mich mehr in der Kirche engagieren und bin Messdiener geworden. Ich stamme aus einer Oblatenpfarrei. Daher kannte ich den Orden schon lange. Als ich 15 oder 16 Jahre alt war, bin ich zu Exerzitien bei den Patres gefahren. Damals habe ich mich gefragt: Ist deren Leben eines, das für mich passt? Ich habe schon gespürt: Ich möchte mehr sein als nur Messdiener am Altar. Nach dem Abitur war mir klar: Ordensmann, das ist der Weg, den ich gehen möchte. Mit 19 Jahren bin ich eingetreten.

 

Welche Herausforderungen hast du auf deinem Weg erlebt?

Die Herausforderungen kamen für mich im Studium. Da habe ich mich gefragt: Ist der Orden der Ort für mich? Das hat ein halbes Jahr gedauert.

 

Wie gehst du damit um, wenn Zweifel an deiner Berufung aufkommen?

Die Zweifel kommen, wenn es sich nicht so entwickelt, wie ich es mir vorstelle. Aber dann gebe ich mir erst mal Zeit. Und merke, dass es die richtige Entscheidung war. Gott hat mir auch immer wieder Menschen gesandt, mit denen ich über meine Zweifel sprechen konnte.

Als ich etwa nach Deutschland gekommen bin, habe ich mich gefragt, ob es das Richtige für mich ist, hier zu sein. Nach drei Jahren hatte ich da starke Zweifel. In der Zeit kam eine Frau zu mir und hat sich bei mir bedankt; ich hatte ihr Kind zur Erstkommunion begleitet. Damals ist mir klar geworden: Es ist eine große Freude, wenn ich einer Person den Glauben näherbringen kann. Das war für mich eine Bestätigung.

Und ein Mitbruder hat mir mal gesagt: Denk an das, was du für deine Berufung investiert hast. Willst du das aufgeben?

 

Kannst du uns von einem besonderen Moment oder einer Erfahrung erzählen, die deine Berufung gestärkt hat?

Als ich die Aufgabe bekommen habe, mich um die Berufungspastoral in der Mitteleuropäischen Provinz zu kümmern, habe ich ignatianische Exerzitien absolviert. Bei den Exerzitien habe ich gespürt, dass Gott in meinem Leben ist und er möchte, dass ich den Weg weitergehe.

Inwiefern beeinflusst Ihre Berufung Ihr tägliches Leben und Ihre Beziehungen?

Durch meinen Weg öffnen sich bei den Menschen Türen. Auch bei alten Freundschaften kommen immer wieder Glaubens- und Lebensthemen im Gespräch vor. Mein Leben ist durch das Gebet eng mit Gott verknüpft. So sind auch meine Entscheidungen durch den Glauben geprägt. So bin ich dankbar für die kleinen Momente in meinem Alltag.

 

Welche Rolle spielt die Gemeinschaft bei deiner Berufung?

Die Gemeinschaft war der Grund, wieso ich Oblate geworden bin. Wenn ich nach Hause komme, dann wollte ich, dass jemand da ist, mit dem ich mich unterhalten, gemeinsam essen und gemeinsam beten kann. Wir sind zwar unterschiedlich. Aber wir haben alle das gleiche Ziel und haben uns für die gleiche Gemeinschaft entschieden. Das schafft eine Offenheit: für das, was ich zu sagen habe und dafür, dem anderen zuzuhören.

 

Was verstehst du unter Berufungspastoral?

Das ist ein sehr weiter Begriff. Früher hat man gedacht, da geht es um die Berufung zum Priestertum oder zum Ordensleben. Das hat sich verändert. Berufungspastoral bedeutet heute, Möglichkeiten anzubieten, bei denen jemand sein Herz entdecken kann, zu erfahren, wofür er brennt, wie er sein Leben gemeinsam mit Gott gestalten kann. Es geht darum, Glaube und Leben zusammenzuführen.

 

Wie würdest du jemandem helfen, der auf der Suche nach seiner Berufung ist?

Mein Rat ist: Offen sein, probieren; Fragen stellen. Fahre zu einem Ort, wo du das erleben kannst, worüber du nachdenkst; komm ins Gespräch mit jemanden, der es schon lebt. Dann merkst du: Wie geht es dir damit, welche Gefühle begleiten dich, wenn du über diese Lebensform nachdenkst. Ich würde zudem eine geistliche Begleitung empfehlen, dass du dich mit jemandem austauschen kannst.

 

Wie kann die Berufungspastoral jungen Menschen helfen, ihre eigene Berufung zu erkennen und zu leben?

Menschen sind auf der Suche nach dem, was sie erfüllt. Bei jungen Menschen gilt es, ihnen vermitteln, dass sie geliebt und angenommen sind; dass sie nicht perfekt sein müssen; dass sie als Menschen wertvoll und einzigartig sind.

Wenn man auf der Suche nach einem Leben mit Gott ist, dann kann man sich immer an uns im Jugendkloster wenden.

Das Gespräch führte Maximilian Röll